#ProjektDings | Discipline

Bezug: https://twitter.com/TheBratApfel/status/1355882015564984321

„Discipline“ also Disziplin verbinde ich damit in meiner „Rolle“ zu bleiben, die mir für den Moment aufgetragen wurde oder welche ich mir selbst auferlegt habe. Beispiel: Eine Herrschaft versohlt mir gerade ordentlich den Hintern und bringt das Szenario mit einem einfachen „Und jetzt mach‘ mir Kaffee!“ zu Ende. Ich bin mir sicher, dass einige Menschen nun vielleicht „Und was ist mit mir?“ aka „Wo ist mein Orgasmus?“ denken, aber die Disziplin verlangt, der Dominanz zu folgen und zu tun, was angesagt ist. Auf der anderen Seite kann ich Dominanz nicht ernst nehmen, wenn meine Disziplin auf Dauer nicht „irgendwie“ wohlwertend anerkannt wird.


Neben vielen anderen, die geantwortet haben, habe ich obigen Senf hinzugegeben. Und vielleicht möchte ich einfach ein wenig mehr ausholen. Dabei mag ich nicht so sehr in die Bedeutung des Wortes hineinhorchen oder mir Gedanken darüber machen, warum im BDSM zu Anfang von „Bondage and Discpline“ gesprochen wird. Ehrlicherweise kann ich mir keinerlei Reim darauf machen, was Disziplin in Verbindung mit Bondage zu tun hat. Aber ich lasse mich gerne aufschlauen.


Disziplin ist gerade in einer D/s-Bindung das A und O für mich. Und zwar für beide Seiten der Gerte. Es mir immens wichtig, dass wenn meine „Rolle“ als Sub mit Strafen bedacht wird, wenn ich mich undiszipliniert verhalten haben soll, dass ich auch davon ausgehen muss, dass meine Herrschaft ebenso eine Disziplin in ihrer/seiner Rolle an den Tag legt. Ich suche mir Dominanz für mein Leben, weil ich dominiert werden möchte. Ich möchte dabei vor allem sexuell dominiert werden. Das bedeutet für mich, dass ich das Lustobjekt der sexuellen Begierde für mein Gegenüber bin. Das können wenige Stunden sein als Tagesabschnittsgefährtin oder gerne auch über einige Tage, aber wenn ich bereit bin Disziplin und Gehorsam an den Tag zu legen, dann erwarte ich ebenso, dass mein dominantes Gegenüber an sich ebenso eine, sagen wir, Qualitätsfrage stellt.


Sicherlich ist es schön gleich zu Beginn so sehr gewollt zu werden, dass der erste Sex nach fünf Minuten vorbei ist. Ich spüre und fühle dann, dass es um die Lust der Dominanz geht, ihre/seine Vorfreude auf mich auf diesen einen Punkt zu bringen. Und dann kann der Abend auch schon vorbei sein. Kein Problem. Ich habe auch kein Problem damit, wenn mich jemand nicht stundenlang bespielen will, sondern es nur darum geht, dass die Dominanz schnell kommt. Wenn das mein „Job“ ist und ich das weiß, und ich diese Dominanz anerkenne, dann habe ich auch gerne nur Quickies. Hier wird dann eben nur meine Disziplin gefragt, dass meine Submissivität diesen Umgang hinnimmt. Schließlich habe ich mich auch für diesen Umgang mit mir entschieden.


Nur in Sessions, die wirklich über Stunden gehen, habe ich so meine Probleme mit der 5-Minuten-Dominanz. Ich gebe mich ganzheitlich hin und es frustriert mich, dass Dominanz sich keine Zeit nehmen mag, mich und meinen Körper zu erforschen. Ich stehe nackt vor der Dominanz als Versuchung. Der Lehrer checkt seine Schülerin ab. Der Doktor die Patientin. Mr. Sherlock steht Mrs. Holmes gegenüber. Was kann ich alles mit Dir machen? Was erregt Dich so sehr, dass Du mich anbettelst? Wie reagierst Du, wenn ich hier mal zwacke? Oder so und so mit Dir spreche? Irgendwie geht es einigen dominanten Menschen nur um die Erfüllung der eigenen Lust und ist diese dann abgefackelt, dann ist erstmal Sendepause.


Es geht mir nicht darum, dass wenn ein Rollenspiel angefangen wird und man sich dann lachend in den Armen liegt, weil es sich merkwürdig anfühlt und damit das Rollenspiel beendet wird. Wenn ich ein Rollenspiel annehme, dann bleibe ich in meiner Rolle. Ich bin gerne „Die Schülerin“, der man Zucht und Ordnung erst noch beibringen muss. Nur wenn „Der Lehrer“ nicht die Disziplin aufbringt mich auch als „Die Schülerin“ zu behandeln oder seine Rolle „Der Lehrer“ einfach so verlässt, dann frustriert mich das. Ich bin diszipliniert und erwarte, dass mein Gegenüber ein Rollenspiel genau so ernst nimmt. Somit eben auch diszipliniert ist.


Ich habe ein Bild von mir, dass ich gefallen will. Nicht so sehr mit dem Äußeren, woran ich arbeite, sondern mit meiner inneren Einstellung und meiner Disziplin Aufgaben zu erledigen. Wenn ich also einem gewissen Regelwerk zugestimmt habe, dann halte ich mich auch diszipliniert dran. Wenn mir die Realität einen Strich durch die Rechnung macht, dann erwarte ich, dass mein entschuldigender Grund keine Konsequenzen für mich hat. Wenn ich jedoch allein was verbockt habe, dann erwarte ich, dass ich dafür bestraft werde. Und das ist dann die Disziplin der Dominanz. Fünfe Mal gerade sein zu lassen ist nett und ich sehne mich auch nicht nach Bestrafung, aber ich erwarte, dass ich gemaßregelt werden, wenn ich was verbockt habe.


Dominanz muss spürbar sein. Es muss mir kalt den Rücken runter laufen, wenn ich auch nur daran denke, mal zu schummeln und es deswegen bleiben lasse. Ich möchte mir nicht ausmalen wollen, was mir blüht, wenn Dominanz mal so richtig sauer auf mich ist, aber ich will spüren (können dürfen müssen), wenn diesmal der Fall sein sollte. Aufgemerkt: Es besteht ein Unterschied darin, wenn Dominanz mal einen schlechten Tag hatte und ich das „ausbaden“ soll. Ich kann sowas gut wegstecken, weil auch dafür bin ich ein Ventil. Aber in diesem Fall möchte ich ein „Danke, dass Du für mich da warst und nun hast Du einen Wunsch frei!“. Auch das ist Disziplin. Wahrscheinlich würde ich mir wünschen, dass Dominanz dann mit mir darüber spricht, was passiert ist und „für wen“ ich gerade was eingesteckt habe. Und das Dominanz sich hierfür möglicherweise einen Punchingball kaufen sollte.


Es gibt also viele „Bedingungen“ für Disziplin und diese suche ich in D/s-Beziehungen.