Veränderungen #ProjektDings

Als ich mich als trans Frau outete, wusste ich, dass damit eine Menge Veränderungen einher gehen mussten.


Für mich selbst hat sich dabei gar nicht so viel geändert, würde ich mal kühn von mir behaupten. Der Erkenntnis trans* zu sein zu folgen, erschien mir nur logisch. Warum sollte ich diese Veränderung nicht wollen, wenn ich doch fühle, dass ich Frau bin? Und nicht mehr Mann? Die emotionale Achterbahn, die mich zu diesem Punkt brachte, ließ es für Menschen, die nicht meine Emotionen und Gefühle hatten, merkwürdig, blöd, überraschend, klar, vernünftig oder wie auch immer sein, aber für mich war es einfach einfach. In diesem Augenblick wurde mir ganz klar und deutlich, dass Frau zu sein, das ist, was ich bin. Und die Veränderung, die darauf folgte tat mir gut, weil ich nichts mehr vor der Welt verstecken musste.

Ich erschrak nicht mal vor dem ganzen Papierkram, denn mit dem Ergänzungsausweis der dgti e.V. ausgestattet war es ein leichtes mich als Frau auszuweisen. Und ich fing locker an Verträge mit meinem neuen Namen zu zeichnen. Meinen selbstgewählten Namen ganz natürlich für alles mögliche zu nutzen machte viele Dinge für mich leichter. Auch wenn die Umschreibung alter Verträge zum Teil nur damit einhergehen konnte, dass ich diese kündigte, nur um bei den ganzen Nachfassmails deutlich zu machen, dass kein Unternehmen sich lgbtqia+-freundlich schimpfen darf, wenn es bei aktiven Verträgen erst einer Kündigung bedarf um den Vertrag umzuschreiben. Jedoch habe ich viele schöne Gespräche dabei führen können und ich hoffe (ein wenig) das dies was nutzt.


Was sich jedoch auch abzeichnete war, dass sich meine Sexualität ändern würde. War ich cis männlich auf der schlagenden Seite der Gerte des BDSM, so bin ich nun als trans weibliche Person eine Switcherin, die auf beiden Seiten der Gerte daheim ist. Auf der einen Seite nehme ich die cis männlichen Erfahrungen mit, auf der anderen Seite erlebe ich nun neue Aspekte, die mir zwar seit der zu Zwecken der Sexarbeit erfundene Kunstfigur nicht völlig fremd, aber nun ohne Helm und Visier, manchmal auch ohne Netz und doppelten Boden viel intensiver daher kommen. Ich gehe irgendwo als Frau hin, mache da was, und gehe als Frau wieder heim.

An dieser Stelle muss ich mir auch selbst eingestehen, dass ich als Frau die Sub bin, die ich als Dom nicht hatte. Was nicht bedeutet, dass meine Subs schlechte Subs waren. Das klingt wie eine Phrase, aber sie ist es nicht. Ich erwähnte bereits von zwei transidenten Partnerinnen des Dom, die mir unabhängig das Gleiche sagten. Das sie als Frau die Freiheit haben nun die Sub zu sein, die sie als Idealbild wie eine Monstranz vor sich her trugen. Was nicht bedeutet, dass dies für alle trans weiblichen Menschen gilt, die vorher Dom waren. Ich kenne halt nur drei trans weibliche Menschen persönlich. Die dritte übrigens ist Dom geblieben.


Was sich nicht geändert hat, ist die Stilrichtung meiner Sexualität. War ich vorher bi-sexuell bin ich es immer noch. Und um es binär auszudrücken, war ich vorher „eher“ heterosexuell und bin nun „eher“ lesbisch. Denn nach wie vor stehe ich mehr auf Frauen als auf Männer. Allerdings kann ich mich nun Männern einen Tacken einfacher nähern als vorher. So vong innere Einstellung her. So führe ich derzeit eine lesbische Beziehung zu einer cis weiblichen Frau. Also keine romantische Beziehung, aber es ist schon mehr als ein Bratkartoffelverhältnis.Irgendwie Freundschaft++ und mehr kann ich gerade nicht in meinem Leben gebrauchen. Ich brauche Menschen um mich, die gerne Sex mit mir haben wollen. Das da auch der ein oder andere Alltag bei ist, geht klar. Aber bei romantischen Anflügen nehme ich Reissaus. Und vielleicht bin ich in der Anbahnung zu einem Dreieck mit einer anderen nicht-binären Person. Wir drei kennen uns nicht persönlich, aber sind per WhatsApp bereits verbunden.

Die Möglichkeiten in diesem Dreieck sind tendenziell nicht auszuhalten: „Eine Dommse, zwei Subs“ – „Eine Dommse, eine Zofe, eine Sub“ – „Zwei Dommsen – Eine Sub“ oder einfach nur „Mädelsabend im Pornokino auf kompletter Augenhöhe für einfach nur Spaß zu haben“. Und ich mag diese Veränderung, die sich da so anbahnt. Corona hat den Vorteil, dass es nicht schnell in diesem Dreieck gehen und man sich wirklich gut über die Zeit abtasten kann. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse 🙂


Es ist am Ende wohl einfach zu erkennen, dass ich mit persönlichen Veränderungen gut umgehen kann. Mir strahlt die berühmte Sonne aus dem Arsch und ich ziehe mir noch aus dem kleinsten Stummel einer Fluppe noch den letzten guten Zug. Das gilt auch im beruflichen Alltag. Was nützt es über das, was nicht mehr ist zu jammern oder zu wehklagen, wenn sich neue freundliche Dinge auftun. Manche Sachen kann ich halt nicht ändern, sondern muss mich mit den Begebenheiten abfinden. Also einen neuen Plan schmieden und mich anpassen. Denn der alte Plan ist nun nicht mehr. Natürlich sollte sich dieser Plan nicht x-mal am Tag ändern. Ich glaube selbst für den sonnigsten Menschen ist irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht.