Polygamie #SJBtransition

Ich bin polygam. Ich bin nicht polyamurös.
Ich verliebe mich nicht. Ich habe gern oder sehr gern. Vielleicht existiert auch sowas wie Freundschaft++? Keine Ahnung. Ich bin in der Lage morgens dort aufzustehen und abends woanders ins Bett zu gehen. Und ich stehe dazu. Und ich sage dies jeder/m, der sich mir nähert. Meine Emotionen gibt es zwischen Deiner Ankunft und Deinem Weggang.


Sex ohne Gefühle ist nicht möglich. Auch wenn Liebe nicht unbedingt die Basis ist, darf nicht außer acht gelassen werden, dass „Lust auf Jemensch“ auch ein Gefühl ist. Lust ist ein starker Antrieb. Und er treibt mich an. Gerade jetzt, wo ich mir habe eingestehen können, dass ich mein ganzes Leben Frau gewesen bin, spüre ich meine Libido. Sie ist stark in mir. Ich habe das Gefühl, als müsste ich 50 Jahre meines Lebens nachholen, um korrekte Sexualität für mich einzufordern. In Zeiten einer globalen Pandemie ist das schwierig und natürlich begrenze ich mich.

Dabei war ich schon immer polygam in meinem Leben. Mehr oder weniger ausgeprägt in meinen Beziehungen. War es mit der einen Partnerin möglich Swingerclubs/Pornokinos/SM-Clubs zu besuchen, so war es bei einer anderen nicht denkbar. Ergo ging ich fremd. Wahrscheinlich hatte ich auch keinen Mut einfach meine Bedürfnisse zu offenbaren. Was für eine Lusche ich doch gewesen bin.

Als bisexuelle trans* Frau brauche ich jetzt jedoch keinen Mut mehr. Jetzt kann ich befreit einfach machen, was ich will.


Meine Definition von Polygamie ist, dass ich sexuelle Verbindungen zu vielen eingehen kann. Das können feste Partner sein oder eben wechselnde. Und wenn ein Partner sich auf mich einlässt, der jedoch eher monogam veranlagt ist, dann kann das zu einem Problem werden. Aber nicht für mich. Natürlich informiere ich meine Menschen und sie vertrauen mir, dass ich mich schütze. Aber mit Eifersüchteleien werde ich nicht mehr umgehen wollen. Ein Mensch muss mich schon von der Leine lassen können und kann eins das nicht und fordert eins sogar Besitzansprüche ab, dann weise ich einfach sanft den Weg zur Türe. Ohne Polygamie, respektive die Freiheit einfach jemensch zu treffen und über Nacht wo bleiben zu können, kann ich nicht frei atmen.

Dabei kann es durchaus Phasen geben, in welcher sich mein Leben ziemlich monogam anfühlt. Da fordert meine Libido einfach nicht. Was dann aber auch der Mensch zu spüren bekommt, der gerade mit mir zusammen ist. Libido unten -> weniger Sex. Dabei springt mein Motor auf ziemliche Art und Weise einfach wieder an. „Knie Dich hin!“ ist immer ein guter Anfang. Der Appetit kommt dann zurück für eine kleine Mahlzeit.


Polygamie birgt Risiken. Natürlich auch für mich. Wenn eins mich mehr mag, als ich zurück mögen kann, ist das das eine, aber wenn der Sex gut ist, dann werde ich diesen Menschen vermissen. Und wahrscheinlich deswegen werde ich auch Kompromisse eingehen und kein Arschloch sein, welche Gefühle anderer mit Füßen tritt. Allerdings finde ich irgendwelche Vetos wenige Stunden vor einem Date schwierig. Und ich glaube, dass ich dies dann einfach übergehen würde. Zum Preis, dass ich verlassen werden würde. So denke ich, dass ich ziemlich viel kommuniziere und enge Menschen Anteil an meinem Leben gebe. Auch in meine Sexarbeit.

Übrigens, wenn Du mich „retten“ möchtest, 10.000 EUR pro Monat würden mir reichen um alle Verbindlichkeiten zu begleichen. Inbegriffen ist die Entschädigung, dass ich meinem Nebenerwerb nicht mehr nachgehen darf. Das bedeutet nicht, dass Du dann Sex mit mir haben wirst. SugarDaddys haben keine Rechte an mir. Ich weise ihnen Möglichkeiten zu, wenn es mir passt. Vielen Dank <3

Wo war ich? Ich kommuniziere sehr viel mit meinen Menschen, aber ich bitte diese nicht um Erlaubnis mit anderen Menschen Umgang zu haben. Was natürlich auch umgekehrt gilt. Niemand von meinen Menschen muss mich um Erlaubnis bitten, wenn Lust auf fremde Haut bestünde. Ich würde es halt nur gerne wissen wollen. Ich unterstütze polygames Verhalten sehr, weil ich denke, dass Lust und Liebe zwei unterschiedliche Dinge sind.


Für manche mag Lust nur aufkommen, wenn eins liebt. Und das ist dann auch vollkommen in Ordnung.