Binarität #ProjektDings

Vielleicht schockierend, aber ich bin eine binäre Person. Und identifiziere mich nicht sonderlich als queer.


Heute geht es einmal mehr nicht um Zahlen. Obgleich so ganz falsch ist das auch nicht. Aber nochmal von vorne.

Zeit meines Lebens habe ich geglaubt ein Mann zu sein. In dieser Rolle habe ich mich romantisch zu Frauen hingezogen gefühlt, auch wenn sexuell ab und an auch Männer im Visier meiner Lust standen. Nein, das hat mich nicht zu einem schwulen Mann gemacht, der sich das nur nicht eingestanden hat. Denn schwul sein würde bedeuten, sich auch romantisch zu Männern hingezogen zu fühlen. Und das war ich nie. Ich hatte nur mit meiner Bisexualität Probleme. Mehr nicht. Denn ich fühlte eben binär und ein Mann sollte daher nicht beim Manne liegen. Weswegen ich keine Männer küsste oder gar mit ihnen kuscheln wollte.

Jetzt, nachdem ich über mich gelernt habe, dass ich schon immer eine Frau gewesen bin und dies akzeptiert habe, haben sich meine romantischen und sexuellen Angelegenheiten nicht geändert. Wahrscheinlich werde ich weiterhin Frauen lieben können und mich hier lesbisch betätigen (was früher hetero war) und auch weiterhin mit Männern als Hetero Sex haben (was früher homo war). Warum sollten sich diese Dinge auch ändern? Denn selbst mit der Einnahme von Hormonen und der kommenden geschlechtsangleichenden Operation ändert sich nichts Bedeutendes in der Birne, was Emotionen und Sexualität angeht.

So bleibt Gelerntes gelernt und leuchtet nun in einem völlig anderen Licht. Manche Dinge eben auch so, dass nun wirklich ein Licht aufgeht. Manche Dinge aber auch in einer anderen Richtung. Wurde ich bisher als trans* Sexarbeiterin stigmatisiert, kommt nun noch der alltägliche Wahnsinn als Frau hinzu. FunFact: Das ist genau der Grund, warum Männer sich als Frauen identifizieren, um auf der Damentoilette spannen zu können. (Satire aus!).

Meine Binarität spiegelt sich in dem Ansatz wieder, dass männlich gelesene Personen einen Penis haben und weiblich gelesene Personen eine Vagina. Eine selbstverständliche Lehre, die mir so zugetragen wurde. Das holt mich aus der queeren Ecke einfach raus. Denn was viele nicht bedenken ist, dass trans* gemeinsam mit dem Stern eine Vielzahl von Identitäten körperlich, seelisch und geistig meint. Denn natürlich können trans* Menschen sich entscheiden das Geschlecht nicht angleichen zu lassen. Das ist deren Fug und Recht.

Und ich feiere es sehr, dass Trans*-Sein so viel mehr bedeuten kann, als meine Binarität hergibt. Diese neue Vielfalt ist unglaublich richtig, wichtig und gut. Und natürlich akzeptiere und respektiere ich jeden Menschen, weil jeder Mensch einzigartig ist. Und obgleich ich privat lieber mit cis Menschen sexuellen Umgang habe, habe ich doch queere Menschen (auch) als Kund*innen in der Sexarbeit. Über die Akzeptanz meiner Person, wächst auch die Akzeptanz „der anderen“.

Auf der anderen Seite kann ich nicht wissen, ob die Person, welche vor mir steht, nicht auch trans* ist und über den Kontakt zu mir die persönliche Freiheit erlangt darüber nach zu denken. Macht mich das dann nicht doch zu einer queere Person?

Ich weiß es nicht.

https://youtu.be/1ZtJCbBQtz0