Demokratie. So zerbrechlich. Verwundbar.
Und in vielerlei Hinsicht doch nicht das Staatskonzept für viele andere Länder.

Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass wir eine Königin oder einen König haben. Vielleicht liegt das auch nur daran, dass Queen Elisabeth II, die mich mein ganzes Leben begleitet hat, einfach weg ist.  Und dass die Trauer über ihren Verlust mich selbst über Staatsgrenzen hinweg getroffen hat. Und vielleicht geht dieser Text gar nicht über Demokratie? Vielleicht geht dieser Text um den Wunsch nach einer stabilen Größe? Nach etwas, bei dem ich halt suchen kann. Gewissheit habe, dass diese Größe immer da ist.

Eine autokratische Monarchie käme für mich nicht in Frage, genauso wie eine Diktatur nicht oder irgendeine andere Form von autoritärer Staatsform. Das wäre ein Rückschritt in die Vergangenheit. Aber. Eine konstitutionelle Monarchie? Warum nicht?

Ich glaube, dass Queen Elisabeth II etwas für viele Menschen repräsentierte. Wie sie auch für viele Menschen das genaue Feindbild gewesen ist. Aber ist so eine Figur nicht wichtig für alle, egal ob sie pro oder kontra sind? Etwas, woran Menschen sich wärmen, aber auch ankämpfen können.

In Deutschland haben wir eine parlamentarische Demokratie. Unsere beiden höchsten Staatsrepräsentanten, Bundeskanzler*in und Bundespräsident*in werden nicht demokratisch gewählt.

Das Volk wählt den Bundestag. Und aus dem Kreis der Bundestagsmitglieder wird das Amt Bundeskanzler*in bekleidet. Und wiederum aus einer gemeinsamen Sitzung von Bundestag und Bundesrat wird das Amt Bundespräsident*in bestückt. Und diese indirekt gewählten Führer*innen kommen und gehen. Sie sind davon abhängig, wie das Volk entscheidet, das Volk ist das Zünglein an der Waage.

Bei einer Monarchie ist das nicht der Fall. Eine Monarchie ist beständig. Sie ist immer da. Und auch wenn jetzt Charles König von England ist und eventuell auch eigene Akzente setzt, so wird die Monarchie überleben. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, mit wie vielen Menschen König*innen zu tun haben und sich zurückhalten müssen zur Tagespolitik; einfach nur eine repräsentative Rolle haben abhängig von der Regierung, die sie selbst ernennt. Wer dient hier eigentlich wem? Natürlich hat auch das deutsche Staatsoberhaupt verfassungsmäßige Rechte, welche es erlauben gewisse Dinge zu tun um den Staat am Laufen zu halten.

Aber vom Gefühl her ist das für mich nicht das gleiche.

Ich würde mich einer Monarchin oder einem Monarch wesentlich mehr verbunden fühlen als einem Präsidenten einer Republik. Es ist nur ein Gefühl, ich kann das rational überhaupt nicht beschreiben.

Neben dem englischen Königshaus gibt es kein anderes Königshaus, das so bedeutend in Europa ist. Auch wenn es andere repräsentative Monarchien gibt und man darüber witzeln kann, ob sie alle miteinander verschwistert und verschwägert sind. Vielleicht ist ihr ebenbürtig noch der Kaiser von Japan? Und der Papst? Unumstößliche Dinge. Gefürchtet und respektiert. Ohne eine wirkliche Macht in weltlichen Dingen zu haben.

Ich denke über diese Sachen immer wieder nach. Ich komme nicht zu einem Schluss, ich mag mich überhaupt nicht so richtig positionieren. Es ist ein Gefühl. Es ist ein Wunsch.

Und vielleicht ist es auch einfach nur Ausdruck von Trauer.