#MeinLebenUndIch – Das Outing als trans Person im Beruf

Ich erinnere mich an den Moment, als ich mich entschied, mich im Beruf zu outen. Es war ein beängstigender Gedanke, meine Kolleg:innen und Vorgesetzten mit meiner Wahrheit zu konfrontieren. Als trans Person fühlte ich mich oft unsichtbar und unverstanden, aber ich wusste, dass ich in meinem Beruf wirklich ich selbst sein wollte.

Dieser Schritt war für mich von enormer Bedeutung, denn er bedeutete, dass ich meine Identität endlich akzeptieren und leben konnte, ohne mich zu verstecken. Ich war mir bewusst, dass es nicht einfach werden würde, aber ich war bereit, die Herausforderungen anzunehmen.

Outing im Beruf als trans Person ist ein sensibles Thema, das Mut und Stärke erfordert. Es geht nicht nur um die eigene Selbstakzeptanz, sondern auch um die Akzeptanz und Unterstützung durch die Umgebung.

In diesem Blogbeitrag möchte ich meine persönliche Geschichte teilen und andere inspirieren, den Mut zu haben, ihre Wahrheit zu leben.  (Update zu : Mein Gendertagebuch)

Mein Outing begann zwischen 2019 und 2020. Ich erinnere mich daran, dass ich arbeiten musste, aber auch dass ich abends ein Date hatte. Mittlerweile bin ich fast 50 gewesen und kann mich nicht mehr so einfach im Auto umziehen. Ich dachte, es arbeitet sowieso niemand, also habe ich allen Mut zusammengenommen und bin als Sarah in den Betrieb gegangen.

Natürlich war ein Kollege da und hat eine rassige Rothaarige gesehen und lief ihr dann auch gleich hinterher, aber das Gespräch, welches wir hatten, war sehr positiv. Wir haben uns über das ein oder andere ausgetauscht und dann ließ er mich auch einfach weiterarbeiten

Dennoch war ich ein wenig peinlich berührt und im neuen Jahr erschien ich in meinem männlichen Aussehen zur Arbeit, was zur Verwunderung meiner Arbeitskolleg*innen führte, die eine Frau erwartet hatten.

Mein direkter Vorgesetzter sagte zu mir: „Du bist nichts Besonderes. Wir haben hier Schwule, Lesben, Bisexuelle und alles Mögliche und Du bist nicht die erste trans Person, die wir hier zu Gesicht bekommen. Wenn es Dir hilft, musst du nie wieder in dem Geschlecht hier auftreten, welches du nicht bist.“

Und so war mein berufliches Outing abgeschlossen. Der Mann erschien nie wieder zur Arbeit und ich ich outete mich als Leiharbeitnehmerin natürlich auch bei meinem eigentlichen Arbeitgeber. Auch dort war das überhaupt kein Problem. Ehrlicherweise verwunderte mich das ein wenig. Ich hatte Angst, wie man auf mein Outing reagieren würde, aber am Ende meines Arbeitsvertrages, der schon in Sichtweite war, erhielt ich ohne weiteres zwei Arbeitszeugnisse – eins in männlicher und eins in weiblicher Form, jeweils mit dem Namen, der meinem Arbeitgeber bekannt war.

Ich habe natürlich auch weitere Bewerbungen als Sarah Jessica Blume geschrieben und mich mit dem Ergänzungsausweis der dgti e.V. ausgestattet an unterschiedliche Firmen gewandt. Recht viele hatten keine Probleme mit meiner Transidentität und nur sehr wenige rechtliche Nachfragen. Bei den Unternehmen, die mit mir nichts zu tun haben wollten, habe ich mich dann einfach nicht weiter beworben oder die Bewerbung zurückgezogen.

Ich bin mir absolut bewusst, dass ich in einer äußerst privilegierten Position bin. Ich lebe allein, habe keine Kinder oder Haustiere und muss mich um nichts und niemanden kümmern, was das Berufliche oder das Ehrenamtliche angeht. Ich bin ungebunden.

Das Outing in meiner Familie war dann schon ein wenig anders, aber dazu werde ich später ein Update geben.


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