#MeinLebenUndIch – Das Outing als trans Person in der Familie

Fortsetzung von Outing im Beruf und fortfolgend von Gendertagebuch.

Ich habe mich erst Mitte 2020 meiner Familie als trans Person geoutet. Meine Freunde und manche Weggefährt:innen haben es unterschiedlich aufgenommen, aber Familie bleibt am Ende doch das, was zählt. Meine Geschwister nahmen es gut auf, mein Vater ist bereits vor sieben Jahren verstorben. Als ich es meiner Mutter sagte, reagierte sie negativ und stellte Fragen wie „Musst Du Dich immer so in den Vordergrund stellen?“ oder „Hast Du dabei auch an mich gedacht?“

Natürlich war ich mir bewusst, dass die Gefühle meiner Mutter absolut valide waren und bis heute sind. Kein Mensch ist verpflichtet, alles gut zu finden, nur weil alle bis viele es gut finden. Doch es gibt halt kein Recht auf Invalidierung meiner Person, auch nicht von meiner Mutter.

Also offenbarte ich ihr, dass ich nicht um ihre Erlaubnis bäte, sondern ihr eine wichtige Information zu mir mitteilte, weil sie mir halt wichtig ist. Selbst als ich mit meiner neuen Geburtsurkunde aufwartete und meine zugehörigen Begutachtungen laut Transsexuellengesetz vorlegte, blieb sie der Meinung, dass dies nur eine Phase sei und ich diese Veränderung negativ bemerken würde, nicht unbedingt von ihr, aber von anderen.

Ich denke, dass dieser zarte Hauch eines feministischen Ansatzes nicht wirklich von einer Feministin kam, sondern einfach auf ihrer Lebenserfahrung basierte. Und dass Frauen es eben nicht leicht haben und dass ich als Mann bessere Chancen in der Welt hätte. Mittlerweile ist meine nächstältere Schwester leider 2022 verstorben und hat Sarah nie persönlich kennengelernt. Aber es gab auf ihrer Beerdigung eine breite Validierung meiner Person, durch Menschen, die mir vollkommen unbekannt waren, aber auch von denen, die nur kurz innehielten und mich dann kurz fragten und fortan immer … äh Sarah … zu mir sagten. Bei einigen hat es sofort Klick gemacht.

Nur meine Mutter hat mich invalidiert und mir gesagt, damit müsse ich nun leben, an ihr würde es ja nicht liegen. Es hat dazu geführt, dass meine Mutter und ich keine 5km voneinander entfernt, vollkommen getrennte Leben leben. Ab und an besuche ich sie und werde mit alten Fotos von mir konfrontiert, die im Wohnzimmer hängen. Aber auch, wenn mir das wehtut und ich kotzen könnte, solange es nur diese eine Person bleibt, ist es mir zwar nicht recht, aber unser Verhältnis war nie herzlich.

Immerhin nutzt sie meinen Namen im schriftlichen Postverkehr.